»Verlässliche Kirche durch klare Botschaft!«

Die Ikonen

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Christus Ikone, Katharinenkloster, 6. Jh.

Seit dem Reformationsfest 2005 zieren Ikonen der vier heiligen Evangelisten, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die Seitenwände unserer St. Michaelis Kirche.

Die Ikonen schauen in Blickrichtung auf den Altar und das Rundfenster, das heißt auf ihren gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus, den sie in ihren Evangelien verkündigen und bezeugen.

Die Ikonen sind eine Schenkung von Herrn Bernard Bickley, dessen Ehefrau Rosemarie die vier Bilder anfertigte.

Die Ikone – Heiligenbild der Ostkirche

Die Ikone steht im krassen Gegensatz zum Altarbild der westlichen Kirche. Während im Altarbild dem Künstler völlige Freiheit in der Gestaltung und Umsetzung seiner Vorstellungen gelassen wird, handelt es sich bei der Herstellung der Ikone um eine heilige Handlung, ein Gebet und der Ikonenmaler bzw. -schreiber ist daher strengsten Regeln unterworfen, was Herstellung, Material und sogar Lebenswandel anbetrifft. Da die Person des Ikonenmalers hier von keinerlei Bedeutung ist – mit der Ausnahme, dass sie sich während der Herstellung eines frommen Lebens zu befleißigen hat, tritt sie als Person völlig hinter der heiligen Aufgabe zurück. Ikonen werden daher niemals signiert. Sie gehen alle auf eine Ursprungsikone zurück. Das Gesicht der Mutter Gottes z.B. auf ein Bild, das der Legende nach der Evangelist Lukas von Maria gemalt hat, das des Jesus Christus auf das heilige Tuch von Edessa, welches bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Muslime dort zum Staatsschatz gehörte, nach der Zerstörung jedoch verloren ging. Der Ikonenmaler ist daher, streng gesehen, ein Kopist.

Es kommen ausschließlich natürliche Materialien in Frage: echtes Blattgold oder -silber, Eitempera, mineralische Farbpigmente, Holz, Tierleime, Kreiden usw..

Es ist nicht Ziel der Ikone, eine getreue Darstellung der Wirklichkeit zu vermitteln, sondern die Sinne des Betrachters auf die nicht sichtbare, nur im Inneren der Seele erfahrbare Welt Gottes zu lenken. Alles an der Ikone ist daher zugleich auch Symbol. Einige wichtige Aspekte seien hier genannt: Es beginnt damit, dass von Dunkel nach Hell gemalt wird, so wie der Mensch auch aus dem Dunkel ins Helle wachsen soll. Die Grundfarben werden in der dunkelsten Tönung lasierend in vielen Einzelschichten großflächig aufgetragen und das Bild danach allein durch die Aufhellung der Grundfarben mit Weiß herausgearbeitet.

Das Gold symbolisiert das himmlische Licht, Purpur als Königsfarbe ist allein bei Christus, manchmal auch in Ansätzen bei Maria zu finden. Braun steht für Erde, grün für Welt und Leben, blau für das Himmlische, daher oft für Maria. Christus ist meist mit purpurnem Unterkleid und grünem oder braunem Obergewand dargestellt, um die doppelte Wesenheit des Christus zu verdeutlichen.

Alle Gewänder, Gebäude usw. werden nur stilisiert gemalt, um daran zu erinnern, dass es sich bei der Darstellung nicht um eine Wiedergabe der irdischen Wirklichkeit handelt. Hierzu gehört auch die seltsame, umgedrehte Perspektive. Während in der Wirklichkeit das Entfernte kleiner erscheint, ist es in der Ikone größer und das Nahe-Liegende klein. Dieser Blickwinkel ist oft von Wiederbelebten bestätigt worden.

Die Augen sind, wie in Verzückung, stets halb nach oben gerichtet. Hände erscheinen übernatürlich schlank, wie überhaupt alle Gliedmaßen und Figuren nicht unbedingt den Tatsachen entsprechen. Es geht hier um das Wesentliche hinter der Wirklichkeit, das erst in einer anderen Welt nach dem Tod offenbar wird. Bestimmte Gesten, wie die segnende, belehrende, schweigende, Richtung weisende, bittende, trauernde, anbetende usw. Hand, sind genau festgelegt und erlauben es, die Bildsprache der Ikone zu lesen.

Die Ikonenherstellung war ausschließlich besonders frommen Mönchen vorbehalten und ist erst im vergangenen Jahrhundert der Allgemeinheit zugänglich geworden.

Die Ikonen in der Ev.-Luth. Kirche St.Michaelis, Talle

Die Urikonen der vier Evangelisten befinden sich im Desisrang der Ikonostase des Klosters Chilandar auf dem Heiligen Berg Athos, Griechenland. Sie stammen aus dem 14. Jahrhundert und wurden vermutlich von dem Mönch Roman gemalt.

Die Rahmen der vier Ikonen sind dunkelbraun gehalten, um auf die irdische Herkunft der Evangelisten hinzuweisen. Blattgold als Hintergrund und Heiligenschein bedeuten das himmlische Licht, in dem sie jetzt leben.

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Der Heilige Evangelist Matthäus

1. Der Heilige Evangelist Matthäus

ist der erste Evangelist des Neuen Testaments. Er hält die Heilige Schrift, vermutlich in Form eines Kodex, aufgeschlagen in seinen Händen. Die Schrift – das Wort – ist sichtbar auf einer der Seiten. Deckel und Seiten ragen in den Rahmen der Ikone hinein. Bildsprache: Das Wort Gottes ist sichtbar geworden und zu uns auf die Erde gekommen.

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2. Der Heilige Evangelist Markus

2. Der Heilige Evangelist Markus

ist der zweite Evangelist des NT. Er hält die geschlossene Heilige Schrift in beiden Händen, so als wäre sie ihm soeben von anderen Händen übergeben worden. Bildsprache: Das Evangelium beginnt den Weg über die Erde, um den Menschen die Frohe Botschaft zu bringen. Nicht umsonst finden wir hier den Sendungsbefehl (Mk.16,15).

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Der Heilige Evangelist Lukas

3. Der Heilige Evangelist Lukas,

der 3. der Evangelisten, hält die Heilige Schrift fest in seinem Arm, klemmt sie unten mit seinem linken Arm fest, hält den oberen Teil mit der Rechten. Er scheint mit ihr zu wandern und macht sicher, dass sie ihm nicht entgleitet. Seine linke Hand ist durch den Umhang verhüllt, eine Geste der absoluten Ehrerbietung vor einem König. Bildsprache:
Was Israel zugesagt war, hat in Jesus seine Erfüllung gefunden. In Lukas steht die Weihnachtsgeschichte, der Beginn des Heils. Christus, der König ist da. Lukas ist auch Begleiter des Paulus auf dessen Missionsreisen. Die Botschaft wird unaufhaltsam weiter getragen.

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Der Heilige Evangelist Johannes

4. Der Heilige Evangelist Johannes

wird hier als alter Mann, als der Theologe gezeigt. Er trägt die Heilige Schrift fest an sein Herz gepresst. Er ist wie abgeschottet und fast vollständig in seinen Umhang gewickelt. Seine linke Hand ist verhüllt. Bildsprache: Das schönste Evangelium über die Liebe Gottes zu den Menschen und die Offenbarung sind geschrieben, das NT ist vollendet. Zukunft und Heilsweg wurde den Menschen offenbart. Alles ist gesagt und es bleibt nur, das Geoffenbarte fest in das Herz zu nehmen, es zu schützen und zu bewahren.